Internationaler Frauentag
Veröffentlicht: Freitag, 05.03.2021 12:25
Müssen wir im Jahr 2021 wirklich noch darüber sprechen, ob Männer und Frauen gleichberechtigt sind? Ja, müssen wir, denn immer noch läuft einiges schief. Frauen leisten Care-Arbeit, arbeiten öfter in Teilzeit und immer noch viel zu wenig in Führungspositionen. Und jede dritte Frau erlebt mindestens einmal im Leben körperliche oder sexualisierte Gewalt.
Laut der Gleichstellungsstelle des Rhein-Sieg-Kreises werden beim Kreis rund 2/3 der Stellen von Frauen und 1/3 der Stellen von Männern besetzt - klingt erstmal gut, aber tatsächlich nur auf den ersten Blick. Denn die Bereiche sind ganz klar verteilt: Besonders viele Frauen arbeiten im Medizinischen Dienst (81,08 %) und im Bereich Sozial- und Erziehungsdienste (77,37%). Bei der Kreis-Feuerwehr ist keine einzige Frau beschäftigt und auch in den Führungspositionen sieht es für Frauen mau aus. Mit Stand 30.06.2018 gab es bei den fünf Dezernats-Leitungen nur eine Frau! Die Spitze der Stadt Bonn ist seit September 2020 weiblich: Katja Dörner ist die erste Oberbürgermeisterin von Bonn. Aber auch bei der Stadt besteht noch Nachholbedarf was Frauenförderung angeht - es gibt aber Pläne und in fast allen Bereichen ist bis Ende 2022 eine höhere Beschäftigungsquote von Frauen geplant.
Häusliche Gewalt gegen Frauen bleibt ein Problem
Mit Blick auf das Thema häusliche Gewalt ist ganz klar, wer Opfer und Täter ist. Zumindest in den meisten Fällen, denn partnerschaftliche häusliche Gewalt geht fast immer vom Mann gegen die Frau aus. Eine Studie der TU München hat außerdem belegt, dass die häusliche Gewalt während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 deutlich zugenommen hat. Zwar kann die Bonner Polizei für 2020 keine Zunahme verzeichnen, zugespitzt hat sich die Lage durch Corona aber schon. Das berichten die Frauenhäuser und Beratungsstellen im RBRS-Land. Gefühlt habe es vor allem nach dem ersten Lockdown mehr Anrufe bei den Beratungsstellen gegeben. Allein das Frauenzentrum Troisdorf hat im vergangenen Jahr 150 Beratungen mit misshandelten Frauen durchgeführt - und das sind nur die, die akut häusliche Gewalt erlebt haben. Die Dunkelziffer wird noch viel höher liegen.
Wie kann ich helfen?
Wer von häuslicher Gewalt betroffen ist, sollte im akuten Fall immer den Polizeinotruf - 110 - wählen. Wer Gewalt wem anderes gegenüber bemerkt, sollte im Notfall die Polizei einschalten, ansonsten gilt: erstmal zuhören und Hilfe anbieten. In allen Fällen, können die Beratungsstellen helfen:
Beratungsstellen im Rhein-Sieg-Kreis
02241/72250
Frauenzentrum Bad Honnef/Königswinter
02224 10548
Frauenberatungsstellen in Bonn
0228 65 95 00
(Auch Frauenhaus)
0228 233097
(Auch Frauenhaus)
Zufluchtsort: Frauenhaus
In den Frauenhäusern hat sich die Lage durch Corona auch zugespitzt. Weil wegen Corona Abstand gehalten werden muss, können in einigen Häusern weniger Frauen untergebracht werden, andere haben extra angemietet, um weiterhin allen Frauen Schutz zu bieten, die darauf angewiesen sind. In den Frauenhäusern können die Frauen wieder zu Kräften kommen und bekommen Hilfe für ihr Leben ohne Gewalt.
Frauenhäuser im Rhein-Sieg-Kreis:
02241 1484934
Frauenhaus des Rhein-Sieg-Kreises
02241 330194
Frauenhäuser in Bonn
Frauenhaus Bonn (Frauen helfen Frauen e.V.)
0228 635369
0228 232434
Auf den Seiten des Frauen-Infonetzes gibt es eine Übersicht über alle freien Plätze in Frauenhäusern in NRW. Für Betroffene gibt es außerdem Hilfe in verschiedenen Sprachen unter www.gewaltschutz.info.
Auch Männer können Hilfe bekommen - oder: Warum hört der Mann nicht auf?
Und natürlich gibt es nicht nur Hilfsangebote für Frauen. Viel zu oft wird nämlich gefragt: Warum geht die Frau nicht einfach? Die Frage müsste man aber eigentlich umdrehen und fragen: Wieso hört der Mann nicht auf? - Wenn Täter ihr Verhalten ändern möchten, können sie sich an die Männerberatungsstelle des SKM - Katholischer Verein für soziale Dienste im Rhein-Sieg-Kreis e. V. in Siegburg im wenden. Natürlich ist die Beratungsstelle auch für Männer da, die Opfer geworden sind.