#Iseeracism - Rassismus sichtbar machen

„Wo kommst du eigentlich her?“ – Das ist eine Frage, die auf den ersten Blick eigentlich ganz normal scheint. Viele sagen vermutlich sowas wie „aus Bonn“ oder „aus Troisdorf“ und damit ist die Frage für die meisten vollständig beantwortet. Die Bonner Jura-Studentin Kassandra Kate Ramey kriegt dann oft noch ein „ne, ich meine wo du WIRKLICH herkommst“ – hinterher. 

© Kassandra Kate Ramey

Und als wäre das nicht genug, hört Kassandra immer wieder relativierende Sprüche wie „Jaaaa, was da in den USA mit George Floyd passiert ist, das ist ja echt schlimm. Aber sowas haben wir hier in Deutschland nicht“. Um zu zeigen, dass Rassismus für viele Menschen auch bei uns Alltag ist, hat Kassandra die Instagram Kampagne „#iseeracism“ ins Leben gerufen. Wer Erfahrungen mit Rassismus gemacht hat, kann seine Posts mit dem Hashtag versehen oder Kassandra und ihrem Team eine Nachricht mit der erlebten Situation schreiben. Die Geschichten werden dann als Zitate auf Instagram gepostet und so für alle Nutzerinnen und Nutzer sichtbar.

Rassismus ist oft unbewusst

Rassismus kann sich auf vielschichtige Art und Weise zeigen. Sowohl sehr sichtbar in Form von Gewalt oder Beleidigungen, aber auch unbewusst und unsichtbar – in unseren Köpfen und ganz subtil: Wenn wir zum Beispiel in der Straßenbahn sitzen und sich eine Person of Colour neben uns setzt und wir dabei einen komischen Gedanken haben und vielleicht unsere Tasche fester festhalten. Oder wenn uns ein ausländisch aussehender Mensch entgegenkommt und wir einen größeren Bogen um ihn machen, als wir eigentlich müssten. In beiden Fällen hat die Person uns nichts getan, reagiert haben wir trotzdem. Der Grund: Verankerte Vorurteile und unsere Sozialisierung.

Gemeinsam gegen Rassismus

Aber wir können was gegen Rassismus tun, indem wir unser eigenes Verhalten erkennen und reflektieren, sagt Kassandra: „Wir müssen begreifen, dass Rassismus uns alle betrifft und nicht nur diejenigen, die es abbekommen.“ Auf der Seite #Iseeracism kommen deshalb auch Menschen zu Wort, die bei sich selber rassistisches Verhalten oder Denkmuster erkannt haben und was daran ändern wollen.

Übrigens: In Bonn fühlt sich die 26-Jährige sehr wohl: „Rassismus ist überall ein Thema, aber ich muss sagen, in Bonn habe vergleichsweise wenig offene Rassismus-Erfahrungen gemacht. Das finde ich sehr schön, denn ich lebe wirklich gerne hier.“ 

© RBRS

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