Sensationsfund in Leipzig: Unbekannte Bach-Stücke entdeckt

Johann Sebastian Bach
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Musik

Leipzig (dpa) - Nach jahrzehntelanger Forschung hat das Bach-Archiv Leipzig zwei bislang nicht zugeordnete Orgelwerke als Frühwerke Johann Sebastian Bachs identifiziert. Der Musikwissenschaftler und Archivdirektor Peter Wollny ordnete die beiden Chaconnen in d-Moll und g-Moll dem damals 18-jährigen Bach zu - über 30 Jahre, nachdem Wollny die Schriften erstmals entdeckt hatte, wie das Archiv bekanntgab. Ihr Autor war demnach mehr als 320 Jahre lang unbekannt geblieben.

Nun wurden die Stücke in der Thomaskirche zum ersten Mal seit der Entdeckung aufgeführt. «Lange habe ich nach dem fehlenden Puzzlestück für die Zuordnung der Kompositionen gesucht – jetzt offenbart sich das ganze Bild», sagte Wollny. Die entscheidenden Handschriften habe er bereits Anfang der 1990er Jahre in der Königlichen Bibliothek in Brüssel entdeckt. An Schriftmerkmalen habe er sofort erkannt, dass sie aus «Mitteldeutschland», vermutlich aus Thüringen, stammen müssten.

Spur führt zu kaum bekannten Bach-Schüler

Diese Spur habe ihn schließlich zu einem bislang kaum bekannten Bach-Schüler geführt, dessen Handschrift er eindeutig identifizieren konnte. Die Werke zeigten Merkmale, «die man zu dieser Zeit in Bachs Werken findet, sonst aber bei keinem anderen Komponisten». Seine Sicherheit liege inzwischen bei «99,9 Prozent», so Wollny.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) sprach von einem Ereignis von nationaler Bedeutung: «Es ist ein Glücksfall, eine Sternstunde für die Welt der Musik und es ist eine Welt-Sensation.» Wollny habe «fast wie ein Detektiv in kriminologischer Kleinarbeit» gearbeitet. Bach sei «ein Weltstar», dessen Musik Epochen und Generationen verbinde.

«Ergebnis einer jahrzehntelangen wunderbaren Forscherarbeit»

Auch Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) zeigte sich bewegt: «Ich bin einfach nur glücklich heute.» Die Entdeckung sei «ein wunderbares Ergebnis einer jahrzehntelangen wunderbaren Forscherarbeit». «Diese Forschung stärkt Leipzigs internationale Strahlkraft und vertieft unser Verständnis eines Komponisten, der die Musikgeschichte geprägt hat wie kaum ein anderer», betonte Jung. 

Die erste Aufführung der beiden rund 14 Minuten dauernden Werke spielte der niederländische Organist Ton Koopman. Eine weitere Aufführung ist am Samstag in der Motette der Leipziger Thomaskirche geplant. Die Edition erschien am Montag im Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel.

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