Respekt in Beziehungen

Verlassen zu werden, ist definitiv eines der schlimmsten Dinge, die in Beziehungen passieren können. Aber es geht noch schlimmer: Nämlich wenn sich der Partner oder die Partnerin plötzlich von heute auf morgen nie wieder meldet und auch nicht mehr erreichbar ist. „Ghosting“ nennt man diesen abrupten und unvorhergesehenen Kontaktabbruch. Und es ist definitiv eine sehr respektlose Form der Trennung.

Was habe ich nur falsch gemacht?

Diese und ähnliche Fragen stellen sich „Geghostete“ oft noch Monate, manchmal Jahre nach der plötzlichen Trennung. So auch Amelie. Sie wurde vor drei Jahren ganz unerwartet geghostet und hat noch heute daran zu knabbern:

„Ich habe mich ehrlich gesagt ziemlich wertlos gefühlt. Ich habe alles überanalysiert, habe überlegt, ob ich was falsches gesagt habe. Man denkt okay, ich habe falsch gelacht zum falschen Zeitpunkt. Ich habe komisch geguckt, es liegt daran. Ich merke, dass ich mich total zurücknehme, da ich jetzt jedes Mal, wenn ich mit jemandem schreibe und die Nachricht abschicke, innerlich totale Angst habe, dass nachher keine Antwort mehr kommt.“

Menschen, die geghostet wurden, haben danach oft Schwierigkeiten, sich wieder auf jemanden einzulassen und vor allem zu vertrauen.

©
©

Aber warum wird überhaupt geghostet? Soziologieprofessor Clemens Albrecht:

„Weil schlicht und einfach ein größerer Freiheitsgewinn da ist. Also dort, wo eben viele oberflächliche Beziehungen sind, in denen ich ganz genau weiß, der Person begegne ich nie und hatte eine punktuelle Verbindung mit ihr, habe aus dieser punktuellen Verbindung rausgeholt, was ich rausholen wollte, dann kann ich sie von heute auf morgen auch beenden.“

Singlecoach Sarah Neu glaubt dagegen, Ghoster hätten in erster Linie Angst, ihr Gegenüber zu verletzen und würden deshalb den Weg des geringsten Widerstandes gehen. Auf jeden Fall sind sie meist eher unsicher, ich-bezogen und egoistisch. Einen bestimmten Typ Mensch, der ghostet, gibt es aber wohl nicht. Wer geghostet wurde, muss damit jedenfalls nicht alleine fertig werden, sondern kann sich Hilfe suchen. Zum Beispiel bei Psychologen oder Singlecoaches wie Sarah Neu.

„Fragt euch: Möchtet ihr eine solche Person, die sich so verhält, in eurem Leben haben? Und die Antwort kommt meistens ziemlich schnell und dann tut es nicht ganz so weh. Und alle die, die das tun, also an alle Geister da draußen: Es ist okay, jemandem einen Korb zu geben und Klarheit ist immer wichtig für beide Seiten.“

Eine respektvolle und ehrliche Kommunikation ist also definitiv ein wichtiger Aspekt in Beziehungen. Aber natürlich auch im Alltag. Deshalb haben wir mal ein paar Tipps für eine respektvolle Kommunikation für euch zusammengestellt.

©
©

5 Tipps für eine respektvolle Kommunikation

  1. Aufmerksam zuhören: Dazu zählt in erster Linie der Blickkontakt. Wer sein Gegenüber beim Gespräch anschaut, vermittelt den Eindruck von Interesse und Aufmerksamkeit. Auch Signale wie „ja“, „mhm“ oder gelegentliches Nicken zeigen, dass man seinem Gesprächspartner aufmerksam folgt.
  2. Aussprechen lassen: Ständiges Unterbrechen ist nicht nur ziemlich unhöflich, sondern kann auch ziemlich frustrierend sein. Wer selbst gehört werden möchte, sollte deshalb unbedingt auch seinen Gesprächspartner aussprechen lassen.
  3. Gegenfragen stellen: Respektvolle Kommunikation bedeutet auch, nicht nur von sich zu sprechen. Gegenfragen zeigen Interesse am Gegenüber und zeugen von Aufmerksamkeit.
  4. Auf die eigene Wortwahl achten: Wer schon einmal einen heftigen Streit hatte, weiß: verbale Angriffe können mindestens genau so schmerzhaft sein, wie nonverbale. Deshalb sollte auch in Konfliktsituationen nie der gegenseitige Respekt verloren gehen.
  5. Ich-Botschaften senden: Im Streit ist es sinnvoll, vorwurfsvolle Verallgemeinerungen zu vermeiden („Du bringst nie den Müll raus“, „Immer machst du alles falsch“). Mit Ich-Botschaften, wie „Ich fühle mich ungerecht behandelt, wenn ich so angeschrien werde“ oder „Ich würde mir wünschen, dass wir uns beim Müllrausbringen abwechseln“, können Konflikte besser gelöst werden.

Weitere Meldungen